Burgenbau Edwards I. in Wales Teil 1

Conwy Castle, Wales. 
Blick auf die westliche Barbakane mit dem Burgtor und der Maschikuli-Reihe

Conwy Castle, Wales. Blick auf die westliche Barbakane mit dem Burgtor und der Maschikuli-Reihe

Nachdem Fürst Llywelyn ap Iorwerth von Wales 1240 gestorben war, stritten seine Söhne Gruffud und Dafyyd um das Erbe. Im Zuge dieser Auseinandersetzungen, die vom englischen König Henry III. noch geschürt wurden, hatten walisische Truppen auf Geheiß von Dafyyd die Burg Deganwy bei Conwy zerstört. Als Dafyyd 1246 starb, wurde die Burg auf Geheiß des englischen Königs zwar wieder aufgebaut, aber 1263 von Walisern unter dem Befehl des Prinzen Llywelin ab Gruffud belagert und endgültig zerstört.

In dem an der Flussmündung des Conwy gelegenen Kloster Aberconwy wurde 1277 ein Vertrag zwischen den verfeindeten Parteien geschlossen, in dem große Teile von Wales fortan Lehen des englischen Königs wurden. Hier wurde bereits die Saat gesät, welche 1282 in eine Rebellion der Waliser mündete. Der Aufstand wurde mit einem enormen britischen Militäraufgebot niedergeschlagen und nach dem Tod von Llywelin ab Gruffud im Dezember 1282 in der Schlacht von Irfon Bridge nahe Builth Wells wurde Wales de facto eine englische Kolonie.

Wie später bei anderen britischen Kolonien ebenfalls zu beobachten ist, sicherten Befestigungsanlagen die Vorherrschaft der neuen Besitzer. Edward I. ließ durch seine Baumeister, allen voran James of St. George aus Savoyen, überall an strategischen Punkten neue Burgen errichten:

  • 1277 wurden in Flint, Rhuddlan, Builth und Aberystwyth Burgen begonnen
  • Nach 1282 begann der Bau von Burgen in Conwy, Caernarfon und Harlech
  • Nach einer erneuten Erhebung der Waliser wurde 1294 Beaumaris als letzte der Burgen erbaut

Zusammen mit der Instandsetzung von eroberten walisischen Burgen entstand ein nahezu lückenloses System von Befestigungen, die den Briten Jahrhunderte lang die Herrschaft über Wales sicherte.

Die Burg und die mit einer Mauer umgebene Stadt wurde auf dem ehemaligen Klostergelände von Aberconwy erbaut, daher ist die ehemalige Klosterkirche nun im Stadtzentrum von Conwy gelegen. Edward hatte den Mönchen deren Land abkauft. Der heutige Zugang ist der Barrierefreiheit geschuldet. Er führt an der ehemaligen, heute nicht mehr sichtbaren Rampe vorbei und führt weiter nach einer Kehre durch eine modern ausgebrochene Öffnung in den Bereich der Barbakane. Wie in untenstehender Zeichnung zu erkennen, führte der historische Zugang von der Stadt über eine Rampe und Zugbrücke, durch 2 Tore in die Barbakane. Dieser Bereich war einerseits durch den einem Bollwerk ähnlichen Nordwestturm, einen runden Flankierungsturm und 2 kleinere Rundtürme direkt am Außentor gesichert.

Ehemaliger Zugang über Zugbrücke

Der weitere Weg führte durch ein zweites, kleineres Tor in eine Art Hof, welcher vor dem eigentlichen Burgtor lag und auch vom südwestlichen Bollwerk aus überwacht werden konnte. Die komplette Front über dem Tor ist mit Maschikulis versehen.

„Maschikulis dienten der Senkrechtverteidigung gegen Angreifer am Mauerfuß. Im Unterschied zu außen bündigen Wehrmauern oder -türmen, bei denen sich die Verteidiger über die Brüstung eines Zinnenfensters beugten und in diesem Augenblick ungedeckt waren, boten Wehrgänge mit Maschikulis nach vorne hin vollständigen Schutz gegen feindlichen Beschuss[1]“.

Der Durchgang zum Burghof konnte mit 2 massiven Holzbalken versperrt werden, die Öffnungen sind heute noch sichtbar. Es folgte ein Fallgatter, das eigentliche Burgtor und ein heute verschwundenes Gebäude, welches wohl in Fachwerk ausgeführt war und eventuell Wachräume und im 2. Stock die Mechanik zur Bedienung des Fallgatters enthielt.

[1] Aus Wikipedia.de, Stichwort Maschikulis

England 2015_1087-12348

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